Inspiration sammeln – voneinander lernen
Jährlich nimmt sich der Regionalentwicklungsverein ein anderes Reiseziel in Österreich vor, in dem Vorbildprojekte aus verschiedenen Förderschienen besichtigt werden und sich mit regionalen Akteur:innen austauscht. Am heurigen Jahresausflug nahmen 35 Personen teil, darunter Bürgermeister:innen, Amtsleiter:innen sowie engagierte Vertreter:innen aus den Gemeinden und der Bevölkerung. Ziel der Reise war das Ennstal-Ausseerland.
Hochwasser, Hangwasser, Verklausungen – die KLAR! Ennstal (KLAR = Klimawandelanpassungsmodellregionen) musste bereits viel Erfahrung mit der Naturgewalt Wasser sammeln. Umso wichtiger ist, dass sich die drei zugehörigen Gemeinden Sölk, Michaelerberg-Pruggern und Öblarn aktiv darum kümmern, für künftige Naturkatastrophen gewappnet zu sein.
Die Region Urfahr West durfte sich vor Ort selbst ein Bild von den Maßnahmen machen, die im Rahmen des nationalen Förderprogramms KLAR! umgesetzt wurden: So musste ein desolates Gebäude im Ortskern weichen, um Platz für einen Spielplatz und somit versickerungsfähiges Grün zu machen. In großem gemeinschaftlichem Engagement wurden Wildbäche gesichert, indem Verklausungen gelöst wurden. Darüber hinaus werden Ufersicherung auf natürliche Weise umgesetzt. Mittels Begrünung durch ausgesuchte Baumsorten – allen voran der Bergahorn – sollen die Bachufer natürlich befestigt werden. Begreifbar macht die Kraft des Wassers das Hochwasser-Simulationsmodell „Wassererlebnis Öblarn“. Hier wird im Maßstab 1:25 ein Modell des Dorfes überschwemmt, durch die Besucher:innen Verklausungen erzeugt und verschiedene Szenarien durchgespielt.
Den Abschluss des ersten Tages bildete die Wanderung zum „Sternenplatz“. Mit Stirnlampen ausgestattet machte sich eine kleine Gruppe am Abend auf den Weg zu diesem besonderen Ort, an dem der Sternenhimmel in natürlicher Dunkelheit erlebt werden kann. Obwohl der Himmel an diesem Abend bewölkt war, wurde der Spaziergang zu einem besonderen Erlebnis. Themen wie Lichtverschmutzung und der bewusste Umgang mit künstlichem Licht standen dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Gespräche am Weg, die immer wieder neue Ideen und Inspirationen für die Regionalentwicklung hervorbringen.
„Think global, act regional!“:Am zweiten Tag stand die Besichtigung des Schlosses Trautenfels auf dem Programm. Das imposante Wahrzeichen des mittleren Ennstals am Fuße des Grimmings vereint Geschichte, Kultur und Natur des Bezirks Liezen. Besonders spannend war die Sonderausstellung „Mensch, Welt und Ding. Eine Region erzählt“, die regionale Themen in einen europäischen und globalen Kontext stellt. Nach dem Aufstieg über 142 Stufen zum 30 Meter hohen Aussichtsturm genossen die Teilnehmer:innen den beeindruckenden Blick auf die umliegende Bergwelt.
Ein weiteres besonderes Highlight stand am Nachmittag auf dem Programm: die Besichtigung der „Seniorenalmhütte“ beim Seniorenzentrum Bad Aussee – ein Projekt, das mit dem Teleios Innovationspreis in der Altenpflege ausgezeichnet wurde. Hier wurde eine authentische, gleichzeitig barrierefreie und pflegegerechte Almhütte errichtet, die alle positiven Erinnerungen und Emotionen rund um das Leben auf der Alm aufgreift. Entstanden ist ein Ort der Begegnung und Teilhabe – ein Platz zum Feiern, zum gemeinsamen Kochen traditioneller Gerichte, zum Erinnern und für sinnstiftende Beschäftigung.
Den Abschluss des Ausfluges bildete der Besuch beim innovativen Heizwerk Sattledt, wo nicht nur geheizt, sondern auch gespeichert wird. Im neuen Heizwerk, das im Juli 2025 eröffnet wurde, werden sowohl Wärme als auch elektrische Energie erzeugt. Ergänzt durch eine PV-Anlage, einen Pufferspeicher und ein Notstromaggregat trägt es maßgeblich zur regionalen Energieautarkie bei.
Sigrid Gillmayr sieht in ihrer Position als Geschäftsführerin der LEADER-Region Urfahr West die Exkursionen in andere Regionen als wesentlichen Baustein: „Der österreichweite Austausch mit anderen Regionen ist für die Regionalentwicklung unglaublich wertvoll. In unserer Arbeit ist Abschauen und voneinander Lernen klar erwünscht – weil wir alle das gleiche Ziel verfolgen: Die Lebensqualität im ländlichen Bereich kontinuierlich und in Einklang mit Natur und Mensch zu steigern.“

